Dankbarkeit


JESSICAS KOLUMNE


«Leider verfügen wir zurzeit nur über ein eingeschränktes Sortiment aufgrund eines ausserordentlichen Ereignisses. Besten Dank für Ihr Verständnis», las ich kürzlich in einem Supermarkt. Mein aufmerksamer Blick wanderte über das überdimensionale Kühlregal. Was genau fehlte denn da? Nach mehreren Minuten höchster Konzentration fiel es mir plötzlich auf: es gab keinen M-Budget Magerquark!

Bin ich dankbar für das, was ich habe, so kann ich mich auch darüber freuen.

Wer also Magerquark auf der Einkaufsliste hatte, musste sich wohl oder übel mit den Magerquarksorten begnügen, die noch erhältlich waren: M-Classic, Skyr oder Bio. Oder auf Vollquark oder Halbfettquark umsteigen. Aber eben, kein M-Budget Magerquark. Tragisch.

Unmittelbar erinnerte ich mich an eine Situation, die ich in Nicaragua erlebt hatte. Ich wollte damals einen Joghurt kaufen. Irgendeinen. Doch sosehr ich das halbleere Kühlregal auch durchscannte, ich konnte keinerlei Milchprodukte entdecken. Und obwohl weit und breit kein Entschuldigungsschild zu sehen war, kannte ich den Grund: intensive Regen­fälle. Die Strassen waren so überschwemmt, dass es zu Lieferunterbrüchen gekommen war. Schlimmer noch: Zwei der jährlichen drei Bohnenernten gingen wortwörtlich den Bach runter. Die Kidneybohne, eines der Hauptnahrungsmittel, war kaum mehr auffindbar. Die Marktpreise stiegen ins unermessliche. Auch Reis und Käse waren plötzlich dreimal so teuer wie normal. Nur die Löhne blieben gleich tief...

Wie dies zu unserem Thema «Alegría» passt? Nun, ich war immer wieder peinlich berührt zu hören, wofür meine nicaraguanische Gastschwester im Gebet dankte. Zum Beispiel für das Blechdach über unserem Kopf. Für ihre Hütte, die es nie und nimmer mit einem Schweizer Gartenhaus aufnehmen könnte. Für die vereinzelten Bohnen, die es auf ihren Teller geschafft hatten. Sie war dankbar. Und verlor dadurch nie ihre Lebensfreude. In Nicaragua kam ich zur Überzeugung, dass echte Freude im direkten Zusammenhang zur Dankbarkeit steht. Bin ich dankbar für das, was ich habe, so kann ich mich auch darüber freuen.

In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten – das Fest der Freude. Möge die Dankbarkeit über die Geburt Jesu Christi unsere Herzen und unsere Leben mit echter Freude füllen. In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser!

Jessica Freiburghaus

Freude –Alegría – ist eines jener Güter, das sich vermehrt, wenn wir es teilen.

Zurück
Zurück

Freude trotz allem

Weiter
Weiter

Gastfreundschaft - Räume der Begegnung schaffen