Christliche Werte leben
JESSICAS KOLUMNE
Der Kopf voller Ideen, das Herz voller Träume. Dazu jung und vor Energie sprudelnd. Das war ich, als ich mit 20 Jahren nach Nicaragua ausreiste. Und vor allem: Single und kinderlos! Mir schienen keine Grenzen gesetzt zu sein, meine Berufung mit Leidenschaft auszuleben.
Was ich anfänglich als meine grösste Einschränkung wahrnahm, entpuppte sich als grösste Ressource und Türöffner.
Ganz anders, als ich im April 2021 nach Costa Rica ausreiste. Hochschwanger, mit zwei kleinen Kindern (damals 1.5 und 3 Jahre alt) im Schlepptau, war vieles weniger aufregend als erwartet, dafür umso anstrengender. Klar, ein Ehemann war auch mit dabei. Aber eine Ehe zu pflegen, da bin ich ehrlich, ist manchmal ebenfalls mehr mit Anstrengung als Aufregung verbunden (wohlbemerkt, manchmal! ;-)).
Nun, mein Kopf war noch immer voller Ideen, mein Herz voller Träume. Doch ernüchtert stellte ich fest: Nebst meinen Aufgaben im Projekt und zuhause hatte ich kaum noch Kapazitäten für weitere Heldentaten. Dies zu akzeptieren war erst einmal schmerzhaft. Schliesslich aber heilsam. Denn wenn man nicht mehr tun kann, so bleibt einem doch eines: sein! Und je länger ich mit den Menschen in Costa Rica unterwegs war, desto mehr realisierte ich, dass dies ebenso von Bedeutung ist. Um noch einen Schritt weiterzugehen: Was ich anfänglich als meine grösste Einschränkung wahrnahm, entpuppte sich als grösste Ressource und Türöffner. Nicht trotz meiner Sprösslinge kam ich mit gewissen Müttern in Kontakt, sondern dank meiner Rasselbande. Ich erhielt einen Zugang zu Familien, der mir als junge Single nie möglich gewesen wäre.
Und dabei wurde ich beobachtet. Immer. Was ich meinen Kindern zu essen gebe (oder eben gerade nicht!), wie ich reagiere, wenn ich statt eines Engels einen Bengel vor mir habe, wie mein Mann in die Kindererziehung miteinbezogen ist, wie ich Grenzen setze, was ich meinen Kindern als Freizeitbeschäftigung anbiete, wie ich sie liebe, was ich ihnen zutraue. So manch wertvolles Gespräch entstand dadurch, dass mich eine Mutter mit «Sag mal, ich habe bei dir gesehen...» ansprach.
Meine christlichen Werte zu leben, war nicht immer einfach. Manchmal bedeutete dies, gegen den Strom schwimmen. Auffallen. Anders sein. Das kann unbequem sein. Meine christlichen Werte zu leben, bedeutete aber auch, dass meine Arbeit im Projekt an Bedeutung gewann. Denn «Tun» und «Sein» bilden ein Gesamtkunstwerk. Das Beste daran: Es ist orts- und projektunabhängig. Und so liegt es mir auch hier in der Schweiz am Herzen, in meinen verschiedenen Rollen meine christlichen Werte im «Tun» und im «Sein» auszuleben.
Jessica Freiburghaus
Tun…
… und Sein. Es braucht beides.