Meine Frau Sandra und ich arbeiten bei der Organisation Voz y Manos, was übersetzt „Stimme und Hände“ bedeutet. Bis Ende Juni haben wir beide noch Praktika absolviert, um Sprache, Kultur und Arbeitsumfeld besser kennenzulernen.
Voz y Manos arbeitet vorwiegend mit indigenen Gemeinschaften oder anderen benachteiligten Personen. Unsere Projekte sollen den Menschen die Möglichkeit geben, ein eigenes Einkommen zu generieren. Ich bin noch daran, mich in meine zukünftige Rolle als Koordinator der landwirtschaftlichen Projekte einzuarbeiten.
Die ersten Monate waren sehr intensiv und beinhalteten wenig von „Abenteuerlust und Faszination“, die man zum Teil in neuen Ländern anfänglich erlebt. Die administrativen Hürden sowie die kulturellen und klimatischen Herausforderungen haben uns und unserer Beziehung viel abverlangt. Diese Phase gemeinsam durchzustehen hat uns viel über uns selber gelehrt und uns zusammengeschweisst. Wir lernten unsere Grenzen kennen und diese zu kommunizieren. Mittlerweile durften wir viele schöne Begegnungen mit den interessanten und grossherzigen Menschen von Ecuador erleben, wie zum Beispiel Weihnachten mit der Gastfamilie verbringen.
Alle diese Erfahrungen waren sehr wertvoll. Wir befinden uns weiterhin in einer spannenden Lernphase und freuen uns auf alle schönen Erlebnisse und Herausforderungen, die noch bevorstehen. Hier noch ein kleines Müsterchen aus unserem Alltag:
Kürzlich sind wir aufgrund eines Erdrutschs zwei Tage in der Ortschaft Baños steckengeblieben. Aufgrund des Unwetters war nicht nur die Strasse blockiert, sondern es gab auch kein fliessendes Wasser. Auf einem Spaziergang zum Wasserfall am Dorfende entdeckten wir eine berührende Szene. Das halbe Dorf hatte sich beim Wasserfall eingefunden. Alle halfen sich gegenseitig, Behälter mit Trinkwasser zu füllen. Auch gab es einige Waschstationen mit direkter Wasserzufuhr vom Wasserfall. Es wurden Berge von Wäsche von Hand gewaschen, und es war berührend zu sehen, wie selbstverständlich und mit wie viel Solidarität die Bewohnerinnen und Bewohner mit der ausserordentlichen Situation umgingen. Immer wieder bewundere ich die Flexibilität der Ecuadorianer. Von der Kunst, das Leben so zu nehmen, wie es gerade kommt und das Beste daraus zu machen, ohne dabei ins Jammern zu verfallen oder sich zu stressen, möchten wir uns eine Scheibe abschneiden.
Serge und Sandra
Sandra und Serge
Serge arbeitet als Koordinator der landwirtschaftlichen Projekte von Voz y Manos.
Sandra bei der Arbeit an der Schule für Beeinträchtigte beim Schneidern und Basteln.