STRIDE

Guatemala
Stefan & Angela, Mai 2013 - April 2015


«Ob wir hier nicht viel mehr für unser Leben lernen als wir lehren können?»

«Wir arbeiten als Lehrpersonen im Weiterbildungszentrum "Centro Esdras" in Guatemala City. Das Zentrum bietet überkonfessionell Weiterbildungen für Pastoren und andere kirchliche Mitarbeitende an. Schwerpunkt ist das "ganzheitliche Christ-Sein": Wir motivieren die Pastoren und somit die Kirchen, die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte der Mission zu lehren und umzusetzen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig für Guatemala, ein Land mit sehr vielen Christen, aber gleichzeitig sehr viel Armut, Korruption, Kriminalität (zum Beispiel Rang 5 bezüglich Mordrate in der Welt) und Ungerechtigkeit.
Im Rahmen dieser Weiterbildungen bieten wir Module zu folgenden Themen an: Gerechtigkeit, Methoden fürs Bibelstudium, Seelsorge, Theologie des Kindes und Entwicklungspsychologie.
Zudem werden wir von Kirchen eingeladen zum Predigen oder für Workshops. So reisen wir ab und zu ins Innere des Landes.

Hier ein paar Streiflichter aus unserem Einsatz:

Im Norden Guatemalas haben sich Palmöl-Produzenten ganze Landstriche unter den Nagel gerissen – teilweise illegal. In einem korrupten Land ist das offensichtlich das Einfachste der Welt – und nur ein Beispiel von vielen Ungerechtigkeiten. In Workshops zum Thema "Gerechtigkeit" suchen wir biblische Perspektiven und Handlungsimpulse. Wie kann ein Dorf reagieren, dessen Gemeinschaftsland von einem Palmölproduzenten "annektiert" wurde? Es ist ein Weg der kleinen Schritte. Ein Teilnehmer schrieb in einer Auswertung: «Der Workshop hat mich sehr herausgefordert und daran erinnert, das wir "Agenten des Wandels" sein sollen.»

Im Modul "Methoden fürs Bibelstudium" haben wir den historischen Hintergrund des Alten Testaments erarbeitet. Die Augen der Kursteilnehmenden wurden immer grösser, als sie die Zusammenhänge der einzelnen Geschichten und Bücher des Alten Testamentes erkannten. Wir merken wie sie gefordert sind: Einige haben nur drei Jahre Primarschule absolviert, leben seither von den Erträgen ihres kleinen Stück Landes und engagieren sich nebenbei in der Kirche. Manche stehen um 3 Uhr morgens auf, um ihre Hausaufgaben für den Kurs zu erledigen, weil sie am Abend nach der Arbeit zu müde sind. Sie fahren jede Woche 3 Stunden mit dem Bus in die Stadt, um den Kurs zu besuchen.  - Wie privilegiert wir doch sind, ein ganzes Theologiestudium abgeschlossen zu haben! Nun wollen wir unser Bestes geben, den Menschen hier etwas von dem weiter zu geben.

In einem Workshop für Tutoren von Tagesschulen fragten wir, was die Hauptaussage des "Verlorenen Sohnes" sei. Unisono: «Wir müssen gehorsam sein, nicht so wie der verlorene Sohn.» Offensichtlich ist in dieser Kultur das Thema Gehorsam sehr wichtig. Aber zumindest beim "Verlorenen Sohn" hoffen wir, die Perspektive etwas weiten zu können: Absolut zentral in diesem Gleichnis ist die bedingungslose Liebe und Vergebungsbereitschaft des Vaters!»

Stefan & Angela, Guatemala