«Montags bis Freitags arbeite ich als Volontärin an der katholischen Privatschule "Rodane" und unterrichte Englisch an zwei Kindergartenklassen sowie an einer 6. Klasse. Ich bereite die Lektionen alleine vor und führe sie auch alleine oder manchmal mit Unterstützung der Klassenlehrperson durch.
Da Mexiko ein sehr katholisch geprägtes Land ist und sich Katholiken und evangelische Christen zum Teil so gar nicht verstehen, ist es sehr schön und speziell, dass ich als Evangelikale hier arbeiten kann. So entwickeln sich immer wieder spannende Gespräche und ich kann einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich diese "Gräben" zumindest ein klein wenig schliessen.
Der Umgang mit den Kindern in der Schule ist - verglichen zur Schweiz - streng und nicht immer kindgerecht. So müssen die Kindergartenkinder beispielsweise fast immer am Tisch sitzen und lernen bereits lesen und schreiben. Mein Anliegen ist es deshalb, einen spannenden und abwechslungsreichen Unterricht mit Bewegung, Liedern, Videos und einer fröhlichen Atmosphäre zu gestalten. Ich lasse mich dabei von Gott führen und von seiner Liebe füllen, damit ich jedem Kind mit genau dieser Liebe und Empathie begegnen kann.
Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal als nicht ausgebildete Lehrerin in einem anderen Land zweisprachig (englisch-spanisch) unterrichten werde. Ja, ich hätte mir das nicht mal im Traum vorstellen können, aber jetzt bin ich da und lasse mich von Gott gebrauchen! Dadurch, dass ich auf diesem Gebiet eben keine Erfahrungen mitbringe, brauche ich Gottes Kraft und Ideen umso mehr und muss mich voll auf ihn verlassen. Es ist toll zu erleben, wie ich dadurch immer mehr über mich hinauswachsen und vieles Neues lernen kann!
Es ist schön zu sehen, wie die Kinder mir ihre Probleme anvertrauen, mich umarmen und begeistert Englisch lernen. Genau diese Begeisterung versuche ich auch bei den 6. Klässlern wiederherzustellen, wo das Verhältnis zum Englisch wegen der schlechten Beziehung zum Nachbarland USA eher negativ gefärbt ist. Auch Themen wie Respekt und Selbstvertrauen versuche ich zu behandeln.
An zwei Nachmittagen in der Woche bin ich im ebenfalls katholischen Kinderheim "Casa del Sol" tätig. Das ist eine mexikanisch-deutsche Stiftung. Dort therapiere ich als ausgebildete Logopädin Kinder mit Aussprachestörungen und mundmotorischen Auffälligkeiten. Ich kann somit meine beruflichen Erfahrungen voll einbringen und den Kindern in ihrer sowieso schon schwierigen Situation immerhin etwas Erleichterung bringen.
Die Kinder machen sprachliche Fortschritte und das ist super. Aber was mich noch mehr berührt, ist zu sehen, wie sehr sie sich freuen, dass sich eine Person extra nur für sie Zeit nimmt! Ich glaube, dadurch kann ich einen Teil dazu beitragen, ihnen den Wert als Mensch zu geben, den sie vielleicht durch das bisher Erlebte verloren haben. Ich bin sicher, dass Gott durch mich in den Leben der Kleinen wirken kann.
Eine Herausforderung hier ist, Kontakte zu knüpfen! Da die Leute in der Grossstadt Puebla eher zurückhaltend und verschlossen sind, brauchte es viel Zeit und Geduld, um zum Beispiel mit den Lehrpersonen in der Schule eine Beziehung aufbauen zu können. Erst als ich ihr Vertrauen gewonnen hatte und auch Schritte auf sie zumachte, konnten sich Freundschaften entwickeln. Auch wenn sie immer noch recht oberflächlich sind, bin ich froh, unterdessen etwas Anschluss gefunden zu haben.»
Nina, Mexiko