Ich habe mitgeholfen in einem Projekt für Mädchen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Das Projekt fokussiert einerseits auf Prävention von sexueller Gewalt, und bietet zudem Begleitung von betroffenen jungen Frauen in einem Heim an.
Ich erzähle euch heute von meiner Dusche. Meine Dusche hat keinen Vorhang, und der Duschkopf ist schief. Das heisst, das gesamte Bad wird nass, sobald ich sie anmache. Meine Klamotten lege ich möglichst nah an die Tür, weil das Wasser dort nicht hinkommt. Die Klobrille klappe ich hoch, weil die sonst auch nass wird, und wenn man das vergisst, ist das immer ein bisschen eklig, wenn man sich draufsetzt. Ausserdem ist meine Dusche elektrisch. Sobald das Wasser läuft, krieg ich jedes Mal einen kleinen Stromschlag, wenn ich die Armaturen anfasse. Dann ist da noch die kaputte Fensterscheibe. Also habe ich zehn Spinnen als Mitbewohnerinnen und doppelt so viele Mosquitos.
Ich liebe meine Dusche. Deutsche Duschen sind dagegen langweilig. So sauber, so funktionierend, so normal. Wo bleibt da der Spass? Ich liebe meine Dusche und wünschte, ich könnte für immer hier bleiben, mit einer Dusche, die so anders ist als alle Duschen, die ich bisher kannte, und als die Duschen, die meine Freunde und meine Familie kennen. Ich mag diese Dusche, bei der wirklich nicht alles perfekt ist und die auf einige vermutlich eher abschreckend wirkt. Manche würden sich auf ihre Heimatdusche freuen, aber ich werde meine Dusche, und alles was ich damit noch sagen wollte, sehr vermissen.
Nadja, Bolivien