Mein Einsatzort Piura ist eine Wüstenstadt im Norden Perus, die letztes Jahr überschwemmt wurde. An meinem Einsatzort bin ich als Weisse unglaublich aufgefallen. Eigentlich wollte ich als erfahrene Kindergartenpädagogin etwas verändern, habe aber schnell verstanden, dass das nicht so geht, wie ich es mir vorstelle. Die vielen Arbeitsblätter und das lange Stillsitzen waren für mich schwierig mitanzusehen. Ich versuchte meine Englisch-Einheiten, Turnstunden und Bastelideen so spannend wie möglich zu gestalten, und habe Spiele hergestellt, mit denen die Kids die grösste Freude hatten. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal in einem anderen Land zweisprachig 32 Kinder unterrichten kann. Es hat mich umgehauen, wie die Kinder mit so wenig auskommen und nur mit einem Stein spielen können.
Ich habe in Südamerika so viel Bibel gelesen und gebetet wie noch nie zuvor in meinem Leben, habe vier Mal pro Woche lange Gottesdienste gefeiert und war dankbar für den täglichen Reis mit Hühnerfleisch und Kartoffeln.
Es war eine unglaublich harte und gleichzeitig geniale Zeit: in der Früh meine Tonne mit Wasser füllen, die gewaltige Hitze jeden Tag, der Stolperstein Sprache - und gleichzeitig die spanische Musik und die zufriedenen, unpünktlichen Peruaner. Immer fröhliche, lachende, zufriedene Gesichter, die sich alle gegenseitig helfen.
Hier sieht man vieles, vor dem man in Europa die Augen verschlossen hat. Ich weiss nun, dass ich eigentlich gar nichts weiss.
Martha, Peru