Winterferien in Bolivien. Lidia, meine Mitbewohnerin, Chefin und inzwischen auch Freundin lädt mich ein, mit ihr zu verreisen. Unser Plan ist, gemeinsam mit ihrem Sohn über Cochabamba nach Iquique (Chile) zu reisen, um dort ein paar Tage bei ihrem Bruder zu verbringen.
In Cochabamba angekommen müssen wir unseren Plan gezwungenermaßen aufgeben, als sich herausstellt, dass Lidia aus mehreren Gründen nicht mit ihrem Sohn ausreisen darf.
Wir beschließen also, ein paar Tage bei ihrer Familie in Cochabamba zu bleiben.
Lidia bringt mich bei ihrer Schwester unter. Diese, ihr Mann und ihre zwei Söhne empfangen mich mit offenen Armen. Ich betrete das «Haus». Die Armut und Bescheidenheit schockieren mich. Das Haus besteht aus einem Wohn-/Schlafraum und einer winzigen Küche. Ein Klo gibt es in ungefähr 20 Metern Entfernung. Man teilt es sich mit allen Nachbarn. Fließendes Wasser gibt es nur an einem Wasserhahn im Innenhof.
Mir wird ein Essen serviert, alle sind sehr freundlich und fürsorglich. Dennoch fühle ich mich zunächst sehr unwohl, so als würde ich der Familie von dem Wenigen, das sie hat, etwas rauben, vor allem am Abend. Es gibt 2 Betten, eins davon wird frisch bezogen. «Hier schläfst du», sagen sie mir. Mein Kopf sagt mir, dass noch 4 Menschen hier schlafen müssen, aber es nur noch ein Bett gibt. Ich beginne meine Bedenken zu äußern und nach einer Lösung zu suchen.
«Mi casa es tu casa» - «Mein Haus ist dein Haus», wird mir gesagt. Ich solle mir keine Sorgen machen, es sei eine Ehre und ein Segen für sie, mich dort zu haben.
Ich verbringe 4 spannende Tage dort, erlebe hautnah mit, wie diese Menschen bereit sind, ihr Bestes und nicht ihren Überfluss für mich zu geben. Es bringt mich zum Staunen, ich fühle mich ganz klein, unwürdig, unglaublich dankbar und gesegnet.
Danke, Gott, für diese Lektion!
Regina, Bolivien