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Argentinien
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Einsatz in einem Armenviertel: Wer wurde reicher beschenkt?

«Die drei Einsatzwochen werden unserem Team in lebhafter Erinnerung bleiben. So viel erlebt man sonst kaum in so kurzer Zeit ... Wir sind dankbar für alle Erlebnisse und Eindrücke, die uns geprägt haben!

In einem Armenviertel von La Plata, nahe der Hauptstadt Buenos Aires in Argentinien, durften wir uns tatkräftig an einem Projekt für einen Mittagstisch für Kinder beteiligen. Die Bauarbeiten wurden auf argentinische Art und Weise erledigt: wir mussten uns beispielsweise auf der Baustelle um die Pinsel «streiten», da es an Material mangelte. Die Menge der Farbe wurde nicht berechnet, sondern immer wieder kleine Kübel davon eingekauft, was jeweils mindestens einen halben Arbeitstag dauerte und Arbeitskräfte und Zeit raubte. Dass schlussendlich jede Wand einen anderen Farbstich hatte, war kaum zu vermeiden. Auch warteten wir tagelang auf die angekündigte Zementlieferung. Und trotzdem: der Bau kam voran und wir erreichten unser Ziel. Das Haus ist jetzt innen und aussen frisch gestrichen und erstrahlt in einer fröhlichen, gelben Farbe. Der Zaun mit den 100 kg schweren Betonpfeilern ist fertig gestellt und sorgt für die Sicherheit des Landstückes. Gerade der Zaun ist entscheidend für die Zukunft des Projektes. Bei mehrfachen Einbrüchen in der Vergangenheit wurden viele Gegenstände aus dem Haus gestohlen, Fenster zerschlagen und Wände eingebrochen. Mit dem Zaun soll das Gelände vor solchen Eingriffen künftig geschützt sein.

Ein eindrückliches und berührendes Erlebnis für uns Schweizer war der Besuch in einem Kinderheim. Wir konnten kaum glauben, welche Schicksale diese Kinder in ihrem zarten Alter bereits zu verkraften hatten. Falls die Eltern noch lebten, waren diese entweder im Gefängnis oder im Drogenentzug. Einige hatten ihre eigenen Kinder zur Prostitution gezwungen oder selbst missbraucht. Wir verbrachten einen Nachmittag mit den wilden, aber anhänglichen und liebesbedürftigen Kids und waren danach körperlich und psychisch fix und fertig. An diesem Abend dauerten die Gespräche im Team bis in die späte Nacht hinein. Wir mussten das Erlebte verarbeiten. Es gibt so vieles, was man tun könnte. Wo und was ist da unser Auftrag und unsere Verantwortung, gerade als Christen ...?

Ein Einsatz unter den Kindern im Armenviertel war eine weitere interessante Erfahrung. Wir erzählten mit einem Theateranspiel die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Die Szene mit den Räubern und dem Angriff auf den Mann war irgendwie sehr nahe am Alltag der Kinder dran. Viele haben ja schon Gewalt miterlebt oder sogar selbst erfahren. Doch dann zu sehen, dass dem armen Mann geholfen und Nächstenliebe konkret gelebt wird, war eine gute und eindrückliche Botschaft für die Kinder. Wir konnten den Kids an diesem Tag auch viele freudige Momente bereiten durch eine Hüpfburg, Ballontiere, Schminken, Lieder, ein feines Zvieri und Geschenke. Da stellte sich am Schluss nur die Frage: wer wurde wohl reicher beschenkt, wir als Team oder die Kinder?»

Step-Team, Argentinien